I E - Allgemeine Studienberatung

Erfahrungsberichte

Ob in Partnerschaft oder Alleinerziehend, Voll- oder Teilzeitstudium, das Studium mit Kind(ern) ist in allen Ausprägungen möglich. Hier können Sie nachlesen, wie sich andere TU-Studierende mit Kind organisieren.

Eine Möglichkeit des "Live"-Austausches haben Sie auch auf den einmal pro Semester stattfindenden Infoveranstaltung von der Allgemeinen Studienberatung in Kooperation mit dem Familienbüro.

Berichte von Studierenden

Edda, MA Bildungswissenschaft

Edda, 33 Jahre, studiert Bildungswissenschaft im Master (Teilzeit), hat eine Tochter (2,5 Jahre) und lebt in einer festen Partnerschaft.

"Ich war nach der Geburt ein gutes Jahr zu Hause und quasi „nur Mama“ und das war auch eine ganz wichtige Zeit. Aber zum Ende hin, als klar war, dass meine Tochter zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Kinderladen kommt, habe ich einfach gemerkt, dass ich auch noch einen Ausgleich und „geistige Nahrung“ brauche. Das war für mich persönlich einfach wichtig und um diesen Ausgleich zu schaffen, habe ich mich für ein Masterstudium an der TU Berlin entschieden. Denn ich habe bereits mein Magisterstudium an der TU Berlin gemacht, sodass ich die Struktur und die grobe Organisation der TU Berlin schon kannte und für mich die Grundsubstanzen einfach gestimmt haben. Ich studiere jetzt in Teilzeit und arbeite auch drei Tage pro Woche.

Meine typische Woche richtet sich nach den Betreuungszeiten meiner Tochter, die im Kinderladen täglich von 9:00 Uhr bis 15:30 Uhr versorgt wird. Bei der Organisation von Familie und Studium erfahre ich aber viel Unterstützung. Denn zum einen unterstützt mich mein Partner, mit dem ich mir in erster Linie die Betreuung unserer Tochter teile. Zusätzlich nehmen meine Eltern unsere Tochter an einem festen Tag am Wochenende, den ganzen Nachmittag bis abends. Außerdem holt meine Mama unsere Tochter immer mittwochs vom Kinderladen ab und verbringt dann auch bis abends Zeit mit ihr.

Auch von meinem Arbeitgeber erfahre ich große Unterstützung. Ich habe großes Glück mit meiner Chefin, die mir sehr entgegen kommt. Das heißt, ich kann mir generell meine wöchentliche Arbeitszeit frei einteilen. Darüber bin ich sehr, sehr glücklich. Eine besondere Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Studium und Kind durch die TU Berlin habe ich allerdings bisher noch nicht in Anspruch genommen, weil wir es bisher immer durch die Familie oder anders abfangen konnten.

Generell ermöglicht mir das Studium mit Kind, mich selbst weiterzubilden und auch etwas für mich zu machen. Die Vereinbarkeit von Studium und Kind empfinde ich prinzipiell als machbar, wenn man es gut organisiert - Organisation ist alles. Es ist bei uns wirklich teilweise wirklich bis ans Limit geplant. Und auch bezogen auf mich selbst sind Organisation und Selbstdisziplin super wichtig.  Also notfalls setze ich mich abends, spätabends oder auch in der frühen Nacht nochmal an ein Gruppenreferat, um meinen Teil pünktlich fertig zu machen und um ihn rechtzeitig einreichen zu können.“

Matthias, BA Nachhaltiges Management

Matthias, 29 Jahre, studiert Nachhaltiges Management im Bachelor, hat zwei Töchter (1 Jahr und 11 Jahre) und lebt in einer festen Partnerschaft.

„Ich bin nicht der typische Student, denn mein Werdegang ist etwas im Zickzack verlaufen. Ich habe erst acht Jahre als Goldschmied gearbeitet, bevor ich mich dazu entschieden habe, zu studieren. Und jetzt bin ich hier an der Uni mit zwei Kindern und versuche einen Bachelor zu machen, was ich sowohl als schön als auch sehr herausfordernd empfinde. Meine Partnerin hat schon eine Tochter mit in die Beziehung gebracht und 2014 kam dann der erste eigene Nachwuchs. Meine typische Uni-Woche ist daher vor allem eins: ganz klar strukturiert. Natürlich läuft nicht immer alles perfekt. Es ist nun mal so, dass manchmal etwas dazwischen kommt. Aber im Großen und Ganzen ist Organisation das A und O. Man muss dabei natürlich darauf achten, dass die Zeiten so eingehalten werden, dass ich auch noch Zeit für die Kleinste, Annabell, habe - die übrigens ab August 2015 hier in die TU-Kita geht. Dann werde ich das Bringen und Holen mitübernehmen. Momentan übernimmt die Kinderbetreuung vor allem meine Partnerin und sie kümmert sich da wirklich vorbildlich drum. Sie ist wirklich tolerant, hält mir den Rücken frei und sieht den Zuwachs bzw. den Vorteil später.

Ein weiterer wichtiger Grund für das Gelingen von Studium und Kind ist ein guter Freundeskreis. Denn hin und wieder ist es ja doch mal so, dass einiges nicht so zeitlich funktioniert, wie es soll. Und wenn man dann einen guten Freund hat, der für die Kinderbetreuung einspringt oder einfach mal das Kind abholt, ist das natürlich sehr hilfreich. Als weiterer Gelingensfaktor ist die TU Berlin selbst zu nennen,  die - wie auch andere Universitäten - in dem ihr vorgegebenen Rahmen die Studierenden mit Kind unterstützt, indem sie Angebote wie die Kinderbetreuung oder das Tandem-Programm zur Verfügung stellt.

Insgesamt würde ich sagen, dass die Zukunft meiner Familie für mich die größte Motivation ist, die ich habe, und man wächst ein Stück mit seinen Herausforderungen. Letztendlich ist es aber nichts Negatives, man muss sich durch vieles durchbeißen, aber ich denke der Mehrwert kommt dann später. Also wenn man dann die Kinder groß hat und ihnen dann selbst der Mentor sein kann, den sie vielleicht brauchen, wenn sie vielleicht selbst mal studieren möchten oder wenn sie selbst Orientierung suchen, zum Beispiel bei der Berufsausbildung, dass man sie einfach ein Stück weit an die Hand nehmen kann und sie dann ihnen nicht sich selbst überlässt.“

Bernhild, MA Regenerative Energiesysteme

Bernhild, 30 Jahre, studiert Regenerative Energiesysteme im Master, hat 2 Kinder (eine Tochter – 2 Jahre und einen Sohn – 10 Monate) und ist verheiratet.

„Als ich den Master hier an der TU Berlin angefangen habe, war ich bereits schwanger mit meinem ersten Kind, meiner Tochter. Als sie dann drei Monate alt war und ich mit ihr die Elternzeit verbracht hatte, habe ich gemerkt, dass mir die „Decke auf den Kopf gefallen ist“ und ich mich unterfordert gefühlt habe. Als ich dann wieder zur Uni gehen konnte, war das ein ganz anderes Gefühl des Ausgelastetseins. Meine Tochter habe ich dann auch direkt im nächsten Semester mit in die Vorlesungen genommen und mir gesagt: Das klappt!

Inzwischen sieht eine typische Uni-Woche bei mir so aus, dass ich an allen Tagen immer zur Uni gefahren bin, da meine Tochter hier in die Studentenwerks-Kita geht. Nachdem ich sie dann dort hingebracht hatte, habe ich mich häufig in das Eltern-Kind-Zimmer im EB-Gebäude gesetzt und dort gelernt. Bei meinem Sohn habe ich jetzt gemerkt, dass er leider kein so guter Tagschläfer ist wie meine Tochter es war und habe gerade bei den Tutorien und Übungen gemerkt, dass das sehr anstrengend ist. Ich habe dann gesehen, dass das Familienbüro eine flexible Kinderbetreuung anbietet. Diese habe ich beantragt und schließlich auch bewilligt bekommen. An zwei Tagen in der Woche übergebe ich meinen Sohn dann einer Betreuerin, die im Eltern-Kind-Zimmer auf ihn aufpasst. Jetzt gerade ist es schön - und das haben wir auch mit meiner ersten Tochter so gemacht -, dass mein Mann in oder kurz vor den Prüfungsphasen seinen Elternzeit-Teil nimmt bzw. genommen hat. Außerdem kann sich mein Mann seine Arbeitszeiten flexibel einteilen, sodass wir da einfach privat viel organisiert und viel abgesprochen haben, wer wann was übernimmt. Außerdem habe auch an diesem Tandem-Programm teilgenommen. Als meine Tochter geboren wurde, da gab es eine Kommilitonin, die gesagt hat: „Komm‘, wir machen das zusammen! Wir würden die Kurse eh zusammen machen und dann machen wir das jetzt aber unter diesem Tandem-Gedanken noch intensiver.“ Sie hat mich bei alltäglichen Dingen unterstützt, wie zum Beispiel beim Stufenhochtragen des Kinderwagens oder dem Ausfindigmachen eines Wickelraums. Ich wusste, dass immer jemand an meiner Seite ist, der mich da unterstützt. Da war sie eine sehr große Hilfe, das war total gut.

Auch von der Reaktion der Dozenten bin ich eigentlich sehr positiv überrascht gewesen. Die meisten Dozenten meinten, es wäre kein Problem mein Kind mitzubringen. In den Vorlesungen waren sie dann auch sehr  rücksichtsvoll.

Weiterhin würde ich meine flexiblen Arbeitszeiten zu den Erfolgsfaktoren zählen. Seitdem ich Kinder habe, bin ich immer beim gleichen Arbeitgeber gewesen. Dadurch hatte ich auch immer diese Gewissheit, dass es in Ordnung ist, wenn ich die zu Anfang vereinbarten zwanzig Stunden nicht schaffe.

Durch die Vereinbarkeit von Studium und Kindern habe ich für mich persönlich einige Dinge gelernt. Mein Organisationstalent wurde ausgebaut - dass man nicht nur für sich selbst verantwortlich ist und schauen muss, wie ist der Tagesablauf, wie ist der Wochenablauf, wann muss ich mit was anfangen. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich auf jeden Fall belastbarer bin, als ich immer dachte. Es war sicherlich auch sehr anstrengend, dadurch dass man das Kind in der Uni dabei hatte und dass man teilweise abends erst zum Lernen kam oder am Wochenende. Und trotzdem hat mir das nichts ausgemacht. Klar, ist man mal müder, wenn das Kind in der Nacht nicht gut schläft, aber so alles in allem hat mich das jetzt nicht denken lassen, dass es die falsche Entscheidung gewesen wäre. Im Gegenteil: ich würde es rückblickend betrachtet immer so wieder tun.“